Einführung

Jakob Appenzeller war Landwirt auf Otterbach, einem Hof bei Affoltern im Emmental BE, und ein Vorfahre der HESS aus Dürrenroth.

Das Original dieses Tagebuches ist leider nicht mehr auffindbar. Gemäss den Angaben auf der ersten Seite muss sich das Original bei der Familie Glanzmann, Otterbach, befinden.

Die vorliegende Kopie des Tagebuches beruht auf einer Abschrift des Lehrers Alfred Zingg, Affoltern i. E.
Die Familie Glanzmann hat in den 1980er Jahren das Tagebuch Herrn Zingg zur Abschrift überlassen, da sie die alte Schrift nicht lesen konnten und auch die Zeit dafür fehlte.



Die Abschrift wurde gescannt, überarbeitet und aufbereitet. Dabei sind nicht relevante Bemerkungen von Zingg weggelassen und ergänzende in [Klammern] hinzugefügt worden. Die Interpunktion, Satzstellung und Rechtschreibung wurde korrigiert, ausser bei offensichtlicher, alter Schreibweise.
Aufgefallen ist, dass darin Passagen vorkommen, welche ziemlich holperig geschrieben sind. An anderer Stelle sind es dann wiederum fliessende, aussagekräftige Sätze. Es ist davon auszugehen, dass Zingg zum Teil Mühe mit der Schrift von Appenzeller hatte und die Originalschrift dann frei interpretierte.

Ebenfalls aufgefallen sind Datumsfehler was zum Beispiel Geburtsabstände von Kindern unmöglich macht oder Daten, welche zum Teil 100 (!) Jahre falsch liegen müssen.
Einige Daten von beschrieben Personen weichen zu anderen Quellen um Tage bis Wochen ab!

Trotzdem gibt dieses Dokument einen einmaligen Ausschnitt der damaligen Zeit im Allgemeinen und einen für die Nachkommen von Jakob Appenzeller im Speziellen wieder.

Viel Vergnügen und gute Unterhaltung!


Einführung von Alfred Zingg

Eine Abschrift besitzen:



Familie Paul Glanzmann, Otterbach derzeit auf dem früheren Hof von Jakob Appenzeller und Altlehrer Alfred Zingg, der die Abschrift besorgte. Von Seite 88 an sind überwiegend nur noch "Wetterberichte". Ich entnahm noch die interessanteren Stellen, die ich mir erlaubte mit X zu bezeichnen. Das Original besitzt die Familie Paul Glanzmann.
Den Nachfolger von Jakob Appenzeller, Grossrat Gottfried Glanzmann, der die jüngste Tochter Pauline (ich kannte beide noch gut) heiratete starb _____. Seine Frau _____. Die Ehe blieb leider kinderlos. Der Verwandte Gottfried Glanzmann übernahm den Hof 19__
Er starb ____. Seine Gattin, geb. 1897 lebt noch. Drei Kinder von Paul: Fritz 27, Paul 35, gestorben [2001]

Tagebuch Mein

Dieses Tagebuch habe angefangen, und datiert sich vom Jahr 1840 an, als ich anfing ins öffentliche Leben zu treten. Auch zeichne ich hier die Erlebnisse, Aufzeichnungen und Sagen von meinem Grossvater, Grossmutter bis ins Jahr 1749 zurück auf.
Meine Grossmutter wurde 1749 geboren in Häusern, Gemeinde Rüegsau, Tochter des Bendicht Steffen und der Luzia Grossenbacher von Lehn zu Affoltern wurde geboren 1749 zu Häusern und getauft zu Affoltern auf den Namen Ursula. Der Grossvater hingegen wurde geboren auf der oberen Mühle zu Waltrigen, 1751 als erster und einziger Sohn des Conrad Appenzeller von Rohrbach. Dieser Conrad Appenzeller habe den 2.Villmerger Krieg 1712 erlebt. Seine Mutter sey eine Verena Wiessler von Sumiswald gewesen. Er, der Grossvater, hat nicht viel von ihr zu sagen gewusst. Denn sie sey als Kindbetterin von ihm weggestorben und er dem Sarg der Mutter nachgetragen, nach Affoltern, und dort getauft worden, auf den Namen Jakob. Dieser mein Grossvater verheiratete sich im Jahr 1770 mit Ursula Steffen.
Bald nach seiner Verheiratung verkaufte mein Grossvater die Waltrigen Mühle, denn das Müllergewerbe sagte ihm nicht zu. Er kaufte den Schneebergerhof im Schweikhof, zog auf diesen bewirtschaftete denselben nach Gebrauch der damaligen Zeit. Die Ehe blieb kinderlos bis im Jahr 1786 wurde Ihnen mein Vater als erstgeborener und auch einziger Sohn geboren.
Sie lebten glücklich im Schweikhof bis im Jahr 1797 vertauschte er diesen Hof mit einem Samuel Rupp, daheim zu Otterbach und zog in diesem Jahr nach Otterbach.
Das Jahr 1798 war bekanntlich ein verhängnisvolles Jahr für die alte Eidgenossenschaft denn das war der Einbruch der Franzosen ins Land, welche die alte 5oo-jährige Institution und die aristokratische Regierung absetzte und in Trümmer stürzte. Ich erinnere mich noch gar wohl, wie mein Grossvater etwa an langen Winterabenden erzählte, wie er als damaliger Soldat Unteroffizier, schon 47 Jahre alt, noch mitkämpfen half bei Fraubrunnen, Grauholz und noch vor der Stadt Bern.

Allein, alles Vergebens, die bernischen Milizen mussten der Übermacht und den Kampfgeübten französischen Truppen weichen und das alte stolze Bern musste kapitulieren und mit Ihnen auch der Reihe nach die anderen Kantone. Es kamen noch eine Reihe so verhängnisvolle Kriegsjahre, denn jetzt in dieser Zeit trat Napoleon I als gewaltiger Krieger auf und drohte ganz Europa zu bekriegen und zu unterwerfen. Es wälzte sich der Krieg 1799 zwischen den Franzosen und Österreicher, Russen und Deutschen auf Schweizerboden in die Gegenden von Zürich, St Gallen und die Urkantone. Es wurde da den ganzen Sommer von 1799 mit abwechselndem Glück von beiden Teilen gekämpft, bis endlich die denkwürdige Schlacht bei Zürich am 25. Sept. (99) geschlagen wurde, welche zu Gunsten der Franzosen und endlich 1800 die Schweiz von fremden Truppen geräumt wurde. Mein Grossvater und die Grossmutter sagten noch manchmal solches Elend habe das Schweizerland nie erfahren noch erlebt.
In solch verhängnisvoller Zeit von 1800 bis 1814 wuchs mein Vater als Knabe und Jüngling zum Mann. Er wurde auch Militär, brachte es zum Unteroffizier Wachtmeister. 1809 war er fast den ganzen Sommer in der Ostschweiz am schönen Bodensee, half die Grenzen hüten, da die Franzosen unter Napoleon gegen Bayern, Österreich und Tirol Krieg führten und siegreich bis Wien vordrangen. Mein Vater und Grossvater sahen in dieser Zeit den den Kaiser Napoleon zum Sieger und Diktator über fast ganz Europa werden. Sie sahen und hörten, wie er 1813 auf 14 nach Russland zog. Aber endlich da eine höhere Macht fand, die sich seinem eisernen Willen entgegen stellte und seine Heere fast gänzlich vernichtete. Sie sahen aber auch, wie Napoleon 1814 seine Macht noch einmal entfaltete, neue Heere sammelte und gegen die verbündeten Deutschen wiederum zu Felde zog.
Es wurden die denkwürdigen Schlachten bei Leipzig und Waterloo geschlagen, in welcher Napoleon endlich besiegt und auf die Insel St. Helena verbannt wurde. Sie sahen auch, wie auf diese Siege die verbündeten Heere nach Paris zogen und namentlich ein grosses Heer kaiserlicher Österreicher und Deutscher von Basel aus 3 Tage lang über Bern durch die Schweiz zogen. Das war in der heiligen Weihnachtswoche 1814 auf 15. Die Spuren dieses Kriegszuges waren überall Elend, Hungersnot und Krankheit. Es trat auch Misswachs und das bekannte Hungerjahr 1816 auf 17 ein. Denn die langen Kriegszüge hatten die Lebensmittelvorräte überall aufgezehrt und von Eisenbahnen und Dampfschiffen hatte man noch keine Ahnung welche aus fremden Ländern hätten Lebensmittel bringen können.

Von da an kam es doch wieder anders, es kamen wieder bessere Jahre und im Jahr 1817, im Oktober verheiratete sich mein Vater mit Anna Kipfer zu Waldhaus, Gemeinde Lützelflüh. Im Jahre 1819, im Mai, wurde ihnen das erste Kind, eine Tochter Anna Barbara geboren. Im Jahre 1820 am 15. Oktober wurde ich, der Schreiber dies, als das zweite Kind geboren und auf den Namen Jakob getauft.
Ich wuchs als ein munterer Knabe hier zu Otterbach auf dem väterlichen Hofe zur Freude der Eltern auf. Ich war von 5 Geschwistern das zweitälteste. Die älteste Schwester Anna Barbara, ein blühetes [blühendes] Mädchen, wurde schon im Jahr 1829, im April, durch den Tod an einer tückischen Krankheit Halsbräune [Typhterie] den schwer betrübten Eltern und der Familie entrissen.

Eine jüngere Schwester, Verena, wurde geboren den 25 Dezember 1825, [wahrscheinlicher: 1824, da im Februar 1826 Johann Ulrich zur Welt kam, siehe unten] wuchs ebenfalls zur Freude meiner Eltern und der ganzen Familie auf.
Diese Schwester verheiratete sich im Jahr 1861 mit Christen Zürcher auf dem Richisberg, ist aber schon im Jahre 1872 gestorben. Hat einen Sohn Gottfried Zürcher, jetziger Oberförster, hinterlassen.

Im Jahre im Hornung [Februar] wurde meinen Eltern wiederum ein Sohn geboren und auf den Namen Johann Ulrich getauft.
In diesem Jahrzehnt seien besonders erwähnenswert das Jahr 1822 als ein ungemein frühes und fruchtbares [Jahr], es war ein ungewöhnlich milder Winter und früher Frühling, die Heuernde konnte an vielen Orten schon im Mai beendigt werden, auch reife Kirschen waren schon Anfangs Juni überall. Auch die Kornernte konnte meist schon im Juni beendet werden.
Hingegen das Jahr 1829 auf 30 war genau das Gegenteil, es war ein später Frühling, nasser Sommer, Heu und Gewächs fehlten, und konnten an vielen Orten fast gar nicht eingebracht, so namentlich der Haber konnte in den späteren Orten gar nicht eingebracht werden und musste unter dem Schnee liegen bleiben. Auch die Erdäpfel missrieten fast gänzlich. 1830 wurde es ziemlich teuer und für die ärmsten Leute ein Hungerjahr.
1831 im November vermehrte sich unsere Familie wieder um einen Knaben, indem den Eltern des vierte Kind, der Sohn Friedrich, geboren wurde.
1834 im Dezember, wurde unsere Familie wieder um ein Glied vermehrt, indem sie noch einen Sohn bekam, welcher auf den Namen Michael getauft wurde. Unter solchen so weit recht glücklichen Familienverhältnissen wuchs ich auf.

Die 30.-er Jahre wahren meine Schuljahre. Meinen Schulunterricht erhielt ich bei dem damaligen Lehrer Ulrich Aebi, welcher mir unvergesslich blieb. Er war ein treuer, guter Lehrer. Er hatte 50 Jahre treu in Affoltern Schule gehalten.
Meinen Confirmations-Unterricht erhielt ich von dem damaligen Hl. Pfarrer Friedrich. Zimmerli, welcher auch treu zum Segen etwa 50 Jahre [genau 52, anm. von A. Zingg] in der Gemeinde Affoltern wirkte. Ich erhielt die Admission , Erlaubnis zum HLL Abendmahl, am 19.März 1837, welche Zeit immer unvergesslich ist und bleibt.
Den daherigen Denkspruch habe ich noch gut aufbewahrt und ihn der nachherig erlebten, oft bewegten Zeit nicht genug beherzigen können.

Dieser Denkspruch lautet hiernach wie folgt:

Denkspruch

Hier ist nicht das Land für Friede
Hier ist nicht der Bestimmung Ziel
Lieber Jüngling geh hieniden
Gottes Weg und wandle still
Tugendhaft, getreu, gerade
Wandle unverrückt in Seelenruh
Durch der Erden rauhen Pfaden
Auf des himmels Hütten zu!

Erhalten an meinem Admissionstag in Affoltern im Emmental am 19. März 1837.
Von Zimmerli Pfr.

Meine Jünglingsjahre verlebte ich froh und heiter, half dem Vater so viel in meinen Kräften stand in der Landwirtschaft. Ich übernahm besonders das Füttern und fahren mit den Pferden. Ich half besonders die Steinen zu dem Stock, welchen der Vater im Jahre 1837 zu bauen übernahm, alle von Oberburg her noch über Sumiswald führen.
Dann zumal war die Rüegsau - Affoltern Strasse noch nicht gebaut. Mussten also noch den Umweg über Sumiswald.
Auch die andern Geschwister halfen getreulich mit. Besonders die Schwester Verena und der Bruder Joh. Ulrich.
Unser Hauswesen ging unter der guten Leitung unseres Vaters und der treuen Mutter gut, der Wohlstand mehrte sich zusehends.

Nun schreibe hier noch meine Erinnerungen aus den 30ger Jahren: Das Jahr 1834 war ein sehr trockenes. In der Nacht vom 8 ten auf den 9 ten Juni gab es ein Gewitter. Der Blitz schlug in eine Scheune in Huttwil ein ­ äscherte in kurzer Zeit
fast das ganze Städtchen Huttwil ein.
Von da an regnete es und gab kein Gewitter mehr bis in den August. Es gab wenig Heu und Emd, aber viel gutes Korn, viel Erdäpfel, viel Äpfel, besonders guten Wein.
Das Jahr 1837 war auch ein besonders an Naturereignissen:
Der Frühling war spät, es schneite noch im April und noch Ende Mai lag eine solche Masse Schnee zu Berg und Tal, so dass die Küher nicht auffahren und im Tal kein Heu und noch kein Gras war. Daher grosser Futtermangel. Jedoch, wenn die Not am grössten, so ist auch die Hülf am nächsten, denn am 28. Mai, Burgdorf-Markt-Nachmittags änderte sich das Wetter. Es kam der Föhn und fegte den Schnee in fast zwei Tagen zu Berg und Tal fort. Es konnte sogleich dem Schnee nach gegra[ben] werden und [die] Bergfahrt konnte sofort beginnen .
In der Zeit von 8 Tagen [wuchs das] Gras in Hülle und Fülle und der Heuet war da. Es gab ein gutes Jahr.
Aber für das Ober Emmenthal, namentlich für die Gemeinde Eggiwyl und Röthenbach wurde der 9.August verhängnisvoll, denn es entlud sich ein schweres Gewitter, Wolkenbruch so dass die ganze Thalsohle von Röthenbach, Eggiwyl bis Süppach [Zingg: Schüpbach], Emmenmatt, Zollbrück dem Emmenbett gleich wahren. Die Brücken von Eggiwyl hinweg bis Rüegsauschachen wahren alle fortgerissen, bis an diejenige zu Lützelflüh ("Wassernot im Emmental" von Gotthelf)

Meine Erlebnisse und Erinnerungen aus der vaterländischen Geschichte vom Jahr 1830 bis 1840 sind mir noch lebhaft in Erinnerung. So zum Beispiel die politischen Umwälzungen der Staatsregierungsformen, Verfassungsrevisionen fast in allen Cantonen in freisin nigem Sinne welches die alten Aristockratischen Regierungen stürzte. So namentlich erinnere [ich] mich noch lebhaft den Kämpfen zwischen Baselstadt und Basel land, welche mit grosser Erbitterung geführt und endlich einen blutigen Kampf herbeiführte, in welchem die Landschaft Sieger blieb. Aber ein eidgenössisches Truppenaufgebot zur Folge hatte und die Trennung von Baselstadt und Baselland in je einen halb Canton.
Auch der Louis-Napoleon-Handel mit Frankreich und den daherigen Kriegelärm ist mir noch lebhaft in Erinnerung geblieben.

Jetzt lange an zu den denkwürdigen 40ger Jahren:
1840 am 26. Oktober musste ich ich als Rekrut nach Bern um einen Kurs von 6 Wochen mit[zu]machen. Ich lernte da noch nach der alten schwerfälligen Methode mit Feuersteinschloss, die Ladungen in 12 und 8 Tempo mitmachen. Da ich ordentlich Fleiss und Militärgeist hatte, so wurde ich schon das erste mal, als ich 1841 zur Comp. [Kompanie] und zum Battaillon kam zum Unteroffizier befördert. 1843 wurde ich zum Lieutnant befördert. Es war eine bewegte Zeit im militärischen Leben ,es gab bald hier und dahin ein Aufgebot um die reaktionären Sonderbündeler und Freischärler zurecht zu weisen. So zum Beispiel 1841 den Klösterhandel im Aargau. 1845 im April brachen bewaffnete Freischaren aus den Cantonen Bern, Aargau und Baselland im Canton Luzern ein, um die politisch Gefangenen zu befreien und die reaktionären Jesuitenregierung zu stürtzen welcher Zug aber misslang und viele von den Theilnehmern in Gefangenschaft und ins Unglück, die Eidgenossenschaft in namenlose Verwirrung brachte. Auch im Kanton Bern gährte es von da an ganz gewaltig. Es kam die Verfassungsrevision von 1846, welche freisinnigere Grundsätze aufstellte auch mit den alten Feudallasten wie Zehenden [Zehnten] und Bodenzinsen aufräumte. Auch eine andere, etwas freisinnigere Regiereung an die Spitze kam.
Auch eine Aenderung des eidgenössischen Grundgesetztes, Verfassung,
wurde von den freisinnigen Kantonen angestrebt allein immer von den reaktionären Kantonen auf der Tagsatzung immer vereitelt. Sogar jetzt von diesen Cantonen ein förmlicher Sonderbund gestieftet.

Bis endlich 1847 im October die Tagsatzung erkannte, dieser Sonderbund müsse wenn nicht mehr auf friedlichem Wege möglich, doch mit Waffengewalt aufgelöst werden.
Die Aufregung war dazumal gross in der ganzen Eidgenossenschaft: Brüder gegen Brüder, Eidgenossen gegen Eidgenossen zu Felde ziehen zu sehen. Doch musste es seyn. Es wurde sofort von der Tagsatzung ein eidgenössischer Generalstabschef in der Person des Herrn Oberst Dufour bezeichnet, welcher uns entschieden und mutig Vorwärts zeigte. Es folgte auch sofort ein allgemein eidgenössisches Truppenaufgebot und unter der tüchtigen Leitung des Herrn General Dufour wurden die Sonderbund Cantone in Zeit von 2o Tagen besiegt und der Sonderbund als aufgelöst erklärt.
Ruhe und Frieden kehrte wieder ein in der Eidgeenossenschaft. Die neue Bundesverfassung kam jetzt schon 1848 zu stande und damit trat entschieden eine neue Aera zum besseren Fortschritt der Eidgenossenschaft zustande. Ich stand in diesem Feldzug als Ober Lieutnant bei der 1. Füsilier Comp. Hauptmann Aebersold Batt. Geyser [?]30 im Felde. Dieser Feldzug ist und bleibt mir unvergesslich. Es gab da manchen sauren Schritt zu thun. Lernte da manchen braven wackeren Mann kennen. Aber auch manche die auf Abwege geraten waren, besonders durch das Laster der Trunk- und Spielsucht. 1848 wurde ich zum Hauptmann der
2. Jäger Comp. des Batt.30 beförderet, machte da 1849 im Augst den Feldzug Grenzbesetzung in der Ostschweiz im Badischen Aufstand mit. Wir waren unsere Brigade unter Oberst Ritter von Altstädten in der Gegend von Lenzburg bis Brugg Schinznach und Baden cantoniert. Wir mussten alle Tagen auf dem schönen Birrfeld tüchtig manöverieren, welches unseren etwas schwerfälligen Emmenthalern etwas ungewohnt vorkam. Jedoch es ging und that uns gut, wir gewöhnten uns bald daran.

Von da kehrte ich wieder zurück zu unserer Land- und Hauswirtschaft. Von 1840 bis 1860.

Die Jahre von 1840 an brachten gewaltige Neuerungen in der Landwirtschaft wie auch in der Industrie auf auf allen Gebieten von [ ]
Es kamen die Gesellschaftskäsereien von Jahr zu Jahr mehr in Betrieb. Auch der Kartoffelbau gewann immer mehr Ausdehnung. Es kamen die Kartoffelbrennereien in Gang. Allein im Jahr 1845 auf 1846 trat eine Krankheit an den Kartoffeln auf und ist seither geblieben, welche dem verderblichen Brennen bald etwas Einhalt gethan hätte. Hingegen die Gesellschaftskäsereien nahmen immer mehr zu. Auch mein Vater und einige Landwirthe in Hier halfen einander und bauten im Jahre 1851 eine neue Käserei in Hubbergschachen, so ging es überall in allen grösseren Ortschaften. Der Käsehandel gewann immer mehr an Ausdehnung. Die Preise nahmen immer mehr zu. Es kamen die Eisenbahnen, welche die Produkte in nie geahnter Geschwindigkeit von einem Ort zum andern brachten.
1851: Es kam durch die neue Bundesver fassung einheitliches Mass und Gewicht. Auch das Geld und Münzsystem wurde einheitlich.
Daher auch dieser Aufschwung in der Landwirthschaft. Ueberall bestrebten sich die Landwirthe mehr Milchvieh zu halten. Der Frühere noch in unserer Gegend betriebene Weidgang wurde jetz ganz abgeschaft. Die Stallfütterung und der Kleebau eingeführt. Auch unser Vater, der um diese Zeit noch rüstig war, ergriff die Neuerungen auf unserem Hof. Und wir, jetzt bald alle erwachsenen Söhne und Töchter halfen einander getreulich, so dass sich unser Wohlstand zusehends mehrte, so lange der Vater lebte und die Familie beieinander blieb.

Allein, es sollte auch hier anders kommen. Denn wie alles auf Erden vergänglich und veränderlich ist, so sollte es auch hier in unserer Familie werden.
Im Jahr 1855 verheiratete sich der jüngere Bruder Joh.Ulrich mit Maria Hirsbrunner in Waltrigen. Der Vater kaufte den Hof in Waltrigen für ihn und er ( Joh.Ulrich) zog im Frühling dorthin.

1856 im März war der Anfang schwerer Schicksalsschlag für unser Haus und Familienglieder zu werden. Der Vater erlitt in seinem 71 Jahr einen Beinbruch, von welchem an er nie mehr gesund werden sollter. Er lernte zwar noch wieder gehen, aber eine schleichende Krankheit Fieber ergriff ihn vom Winter 1856 bis Frühling 1857 bis er am 15.April von dieser tückischen Krankheit erliegen sollte und uns durch den Tod für immer entrissen werden sollte.
Dieser Todesfall war ein schwerer Verlust für uns alle, besonders die liebe Mutter. Denn gleichzeitig wurde auch die treue Wärterin Schwester Vreneli auf das Krankenbett.an der Lungenentzündung geworfen. Auch ich, der jetzt die Stütze des Hauses und der Mutter sein sollte, wurde ebenfalls an der gleichen Krankheit in der Nacht vor der Beerdigung des Vaters auf das Krankenbett geworfen.
Das waren schwere Prüfungstage für unsere liebe Mutter. Allein, sie überstand diese herben Prüfungen mutvoll und blieb und gottlob Gesund im Vertrauen auf den, der die Schiksale der Menschen lenkt und leitet. Ich und die Schwester Vreneli wurden im Verhältnis zur Schwere der Krankheit gottlob bald gesund und unter der treuen Pflege der treuen liebsten Mutter und der Ihr dannzumal treu beistehenden Magd Anna Maria Ryser.
Es kam auch wieder eine andere Zeit für uns. Es wurde wieder alles gesund und ich und die schwestern halfen der Mutter die Wirtschaft getreu und mit Fleiss fortführen bis im Jahr 1860. Im Jahr 1857 im Mai verheiratete sich der Bruder Friedrich mit Anna Barbara Fankhauser in der Oberei und ging eine zeitlang zu Frau und Schwiegervater. 1857 kaufte der Bruder Fritz den Hof in der Weid zu Affoltern, welcher Bruder uns stehts viel Sorge machte.

Auch ich fühlte mich seit dem Tode des Vaters mehr und mehr verwaist und bot daher meine Hand zum Ehebund, der mir in treuen Liebe ergebenen Anna Grossenbacher auf auf dem Bühlfeld.
Im Herbst Oktober 30. [Zingg:1857?] führte Ich sie zum Altar des Herrn in Rohrbach und gelobten uns dort ewige Treue und Liebe.

Im Jahr 186o im Frühling übernahm ich den Hof von der Mutter zu Lehen. Im Juni 186o kam meine Frau zu mir nach Otterbach und half mir in Hauswirthschaft treu zur Seite stehen.
Die Schwester Vreneli verheiratete sich im Mai 1860 mit Christen Zürcher auf dem Richisberg und zog sogleich zu ihm. Die Mutter blieb bei uns in der Haushaltung bis zu ihrem Lebensende am 1. Sept. 1875. Auch der Bruder Michael blieb zeitweise bei uns bis zu seinem Tode am 14. Juli 1875. Er machte uns aber viel Sorge und Verdruss infolge seines beschränkten Verstandes und teilweise störrischem Betragen. Allein meine Frau ertrug dieses alles mit viel Geduld Liebe und Sanftmut.
Wir führten gottlob eine zufriedene Ehe, wenn auch manchmal mit schweren Sorgen verbunden. Im Jahr 1861 den 12. April ,wurde uns das erste Kind ein Mädchen Anna geboren. Im Jahre 1863 den 27. Juli schenkte uns der Herr das zweite Kind, eine Tochter Elise. Und im Jahr 1866 den 12. Juni bekommen wir einen Sohn den Jakob das vierte Kind wurde uns am 3. April 1869 geboren und auf den Namen Pauline getauft.

Wir waren nun glücklich inmitten unserer hoffnungsvollen kleinen Kinderschar. Auch unser Wohlstand mehrte sich, nicht nur da die Mutter in diesem Jahr 187o mit uns Kindern ihr Vermögen teilte, sondern auch sonst hatten wir bis 1875 gute und glückliche Jahre, namentlich das Käsereigeschäft stieg in diesem Jahrzehnt auf die höchste Stufe.
Allein wiederum sollte ich des Lebens Wechsel und die härtesten Schicksalsschläge rasch aufeinander erfahren.

1875 am 14. Juli verunglückte der Bruder Michael auf einer Alpreise zu den Schafen, eine starke Stunde ob dem Flühlidorf im Canton Luzern, indem er über eine hohe Felswand, die Ränhifluh [?], hinabstürzte.Erst am 27. Juli aufgefunden und am 28.Juli auf dem Gottesacker im Flühli beerdigt wurde.
Von da an kein ein Schicksalsschlag auf den anderen. Das Nervenfieber
kehrte bei uns ein.
Zuerst ergriff es einen Knecht. Am 1. Sonntag im August den Melker Jakob Kühni, welcher aber nach langer Krankheit wieder hergestellt wurde. Denn Ende Augst ergrieff diese tückische Krankheit die Tochter Elise, welche lange Zeit sozusagen zwischen Leben und Tod schwebte doch aber endlich gottlob wieder auf den Weg der Besserung kam und sich auch gegen den Frühling 1876 vollständig wieder erholte. Ein schwerer und unerwarteter Verlust ereilte uns inmitten dieser schweren Krankheit, die Grossmutter starb am 1. Sept.(1875) plötzlich an einem Schlaganfall.
Aber mit dem Sohn Jakob sollte es anders kommen, denn Ende August oder anfangs September (1875) ergriff die Krankheit diesen Knaben welcher nun leider in Zeit von 14 Tagen dieser Krankheit erliegen sollte. Den schon am 14.September 1875 raffte der unerbittliche Tod diesen unseren einzigen lieben Sohn hinweg, welch herben Schmerz für die Mutter und für mich und uns alle, die liebe Grossmutter und Mutter sasssen und pflegten oft Stunden lang an dem Krankenlager der lieben Kinder und hofften noch auf Besserung. Die Grossmutter mochte wohl ahnen, dass sie diesem Grosskind bald nachgehen werde. Aber nicht, dass sie demselben noch voraus gehen werde, wie es unerwartet geschah, den schon am ersten September abends nach dem sie allen am Krankenbett gute Nacht gesagt,ging Sie auf Ihr Zimmer und wollte zu Bett. Wurde da ab dem entkleiden von einem Schlaganfall befallen und ging schon morgens am 1. Sept. 1875 in die ewige Heimat ein.
Also zwei Todesfälle innert 14 Tagen im Hause. Auch ich war Krank und lag meistentheil im Bett an dieser tückischen Krankheit. Auch die meisten Dienstboten waren ebenfalls Krank. Nur die älteste Tochter Anna und die jüngste Tochter Pauline blieben noch verschont. Auch die Mütter blieb bis dahin noch verschont.
Sie pflegte unermüdlich treu und gottergeben in Hoffnung auf Besserung die Kranken alle. Allein auch mit ihr und mit uns hatte die Vorsehung noch ein anderen Schicksal beschlossen. Den als am Montag am 8. October die ersten Hoffnungstrahlen zu meiner Tochter Elise genesung auf schimmerten, so wurde auch sie, die liebe Mutter, von dieser tückischen Krankheit befallen. Und schon Montag am 14. October. Mittages 11 Uhr wurde auch sie durch den unerbittlichen Tod uns entrissen. Nun stand ich fast auch einmal verwaist und verlassen mit meinen 3 Kindern da, von denen das eine immer noch krank und ich selber noch krank. Welch herber Schmerz und Verlust. Auch die Verwandten fingen an mich zu verlassen, so dass ich bald von aller menschlichen Hülfe verlassen da stand.

Doch nur auf Gott vertraut und die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht fallen lassen. Das und die Besserung der Krankheit richtete meinen Mut wieder auf. Die Krankheit verliess uns bis im Frühling 1876 fast ganz. So kam auch mit dem Frühling neuer Muth und neues Gottvertrauen. Es trat eine getreue Hausmagd in der Person der Elisabeth Schärer bei uns ein, welche sich treu der noch lebenden
3 Kinder annahm.
Nun trat aber doch insoweit eine Aenderung in meinem Hauswesen ein und in der Landwirtschaft ein. Ich verlieh auf den Frühling 1876 einen Theil des Hofes, die Schattscheuer mit etwa 25 Jucharten Land dem Christen Beer vom Trub, welcher jetzt schon 12 Jahre bei mir Pächter ist. Es kamen nun auch wieder eine Reihe glückliche Jahre Die Kinder wuchsen zu meiner Feude gut auf und kamen Gottlob bis dahin.
Ich bewirtschaftete nur noch mit meinen Kindern und mit älteren Dienstboten den Hof zu Otterbach. Ich liess den Kindern soviel in meinen Kräften stand eine gute Erziehung angedeihen. 1883 am 1.März verheiratete sich die älteste Tochter Anna mit Friedrich Robert Hess im Feld zu Dürrenroth. Im Juli 1883 wurde ich Grossvater, indem die Tochter Anna glücklich mit einem Mädchen Frieda niederkam.
1884 im Sept. am l0. wurde ich zum zweiten mal Grossvater indem die Tochter Anna von einem munteren Knaben Hermann entbunden wurde. Diese Tochter Anna blieb noch bei mir in der Haushaltung bis 1886. Am 6. April zügelten Sie zu Ihrem Ehemann Hess im Feld.
1887 den 15,October hatten die im Feld ein Brandunglück indem ihnen das alte Haus verbrannte.
1886 am 15. Oktober verheiratete sich Tochter Elise mit Anthon Bracher zu Grafenscheuren [Grafenschüren] und zügelte schon am 1. November dieses Jahres zu Ihnen.

Da ich nun wieder eine Stütze verloren und bei mir auch die Altersgebrechen sich einstellten, so dass ich den Pflug und den Säisack nicht mehr recht tragen mochte, so entschloss ich mich den Hof zu Otterbach auf das Frühjahr Jahr 1887 zu verpachten.

Nun verpachtete ich denselben an Friedrich Rentsch von Trub in Schmiedigen und zog mich mit der jüngsten Tochter und mit der Magd Elisabeth Schär in den Wohnstock zurück und da den Rest meines Lebens in Ruhe und Frieden beschliessen zu können. Ich legte auch die Gemeindes-Beamtungen alle nieder um solche einer jüngeren Generation zu überlassen, denn ich war wirklich satt aller der Beamtungen
Nur noch blieb ich Mitglied des Verwaltungsrates des Krankenhauses in Sumiswald bis [?]. Auch blieb ich Mitglied der Alpcommission Lüderen bis [?] denn ich war immer ein Freund der Alpenwelt und fühlte mich setes wohl in der freien, reinen Alpenluft. Noch die Schreiberstelle in der hiesigen Käserei versprach ich einstweilen zu besorgen [..].

Ich behielt also nur noch die Beamtungen ich glaubte etwas nützen [zu]können. Ich fand auch auf dem Hof, in Feld und Wald immer noch Beschäftigung, wo ich noch nach meinen Kräften nützen konnte. Mit besonderer Vorliebe suchte ich überall Bäume zu pflanzen.
1887 am 23. September erhielt ich Bericht, es sey die Tochter Elise glücklich von einer Tochter entbunden worden. Dieses Kind wurde am 2o.Nov. getauft zu Burgdorf auf den Namen Anna.
1889 am 21. Sept. wurde ich dem 4. Kind Grossvater indem die Tochter Elise Bracher mit einem munteren Knaben nieder kam. Er erhielt den Namen Hans Otto wurde am 1. Dec. in Burgdorf getauft.
Erlebnisse meines Grossvaters ,Vaters und auch meine Erlebnisse von merkwürdigen Naturereignissen und guten und bösen Jahren.

von 1770an

Das Jahr 1770 auf 1771 soll ein Misswachsjahr und allgemeiner Hungersjahr gewesen sein.
1785 Solle ein ausserordentlich strenger Winter gewesen seyn. Im Sommer ein ausserordentliches Hagelwetter über hiesige Gegend.

Im Sommer 1800 soll ein ungemein trockener Sommer gewesen seyn so dass es überall Wassermangel gab. Der Grossvater und die Grossmutter sagten:

Der Hirs wurde gesäät und geschnitten, kein Regen that ihn beschütten.
Aber es habe immer viel Thau gegeben, so dass noch ein gutes Jahr efolgte.

Das Jahr 1807 soll ein gutes Heu und Gewächs Jahr gewesen sein. Aber viel und heftige Gewitter gegeben haben. Es sei am 7. August das Haus im Grütt ( Greut) vom Wetter verbrannt sein

1811 soll ein ausserordentlich gutes Korn und Weinjahr gewesen sein. Der Wein soll so billig gewesen seyn, die alte Mass um 6 Kreuzer oder einer mit 2 Fässer ins Weinland gefahren und ein Fass dem Rebmann überlassen (leer!) so haben Sie ihm das andere Gratis gefüllt mit gutem Wein.
Auch soll man fast den ganzen Sommer 1811 einen ausserordentlichen schönen und grossen Kometstern gesehen haben.

Auf dieses kamen die Kriege und Hungersjahre von 1813,1814, 1815 bis 1816. Es trat besonders 1815 und 1816 ein harter Winter mit viel Schnee. Bis im April 1816 konnte und musste noch fast überall mit dem Schlitten gefahren werden.
Es gab auch einen ausserordentlich nasskalten Sommer und Misswachs darauf, so dass bis im Sommer 1817 eine grosse Theuerung und Hunger eintrat. 1817 gab wieder eine gute Ernde und fing an besser zu werden,

Von 1817 bis 1822 gab es wieder gute Jahre.
1822 war nametlich ein ausserordentlich frühes Jahr, schon im April war überall Gras genug. Ende Mai konnte der Heuet beendigt werden. Bis Ende Juni konnte fast überall geerndet werden. Auch viel Kirschen, Obst, Wein und Honig habe es gegeben überhaupt ein gutes Jahr.

Von 1829 war ein spätes nasskaltes Jahr. Daher die meisten Feldfrüchte so auch die Kartoffeln missriethen. Schon Mitte Oktober viel ein solche masse Schnee, es war noch viel Haber und Emd unter dem Schnee und blieb draussen und ging zu Grunde. Auch die Erdaepfel konnten nicht alle ausgegraben werden. Daher es auch 1830 ziemlich Theuer und ein Hungerjahr gab.

1834 war ein überaus trockener Sommer. Es gab wenig Heu und Emd aber guten Wein.
1837 war auch ein ausserordentliches Jahr. Es war ein später Frühling. Ende Mai viel noch eine solche Masse Schnee zu Berg und Thal, so dass die Küher nicht zu Berg fahren konnten . Auch im Thal kein Futter mehr zu kaufen war. Auch konnte nirgends kein Gras gemäht werden.

Allein wenn die Not am grössten, so ist auch die Hülf am nächsten, denn am 28.Mai wendete sich das Wetter. Es kam ein warmer Südwind/Föhn fegte in wenigen Tagen den Schnee zu Berg und Thal fort.Es kam das Gras in Hülle und Fülle. Bis den 20.Juni konnte fast überall geheuet werden. Es gab auch viel gutes Heu. Es gab überhaupt noch ein gutes und fruchtbares Jahr.

[Texte fehlen]...Emmenthal, namentlich für die Gemeinden Eggiwyl, Röthenbach, Siegnau sollte es am 9. August verhängnisvoll werden. Es entlud über obigen Gemeinden ein förchterlicher Wolkenbruch, so das die ganze Thalsohle von Röthenbach, Eggiwyl bis Schüppach dem Emmengrund gleich kam. Alle Brücken von Eggiwyl hinweg bis Hasli Rüegsau fortgerissen wurden, bis an die Brücke von Lützelflüh. Der Schaden belief sich auf eine Million Franken.

[nicht abgeschrieben: A. Zingg]

Im Jahr 1845 trat zuerst die Erdäpfelkrankheit auf. Von dieser Zeit an ist diese Krankheit bis auf die heutige Zeit immer mehr oder weniger geblieben und aufgetreten

1850 am 12. August entlud sich über unserer Gegend ein förchterliches Hagelwetter und verrichnichtete alles
[Seite 69]

Im Jahr 1855 war ein ein Erdbebenjahr. Es erdbebnet in Bern im Juli mehrere Tage nacheinander. So auch im Wallis,Sitten.Leuk.

186o war ein spätes und nasses Jahr. Samstag 12. Mai brandte das Wirtshaus samt Scheune [Löwen?] in Affoltern ab.

[Text fehlt]...und im Hornung [Februar] 1871 [deutsch franz.Krieg 1870/71] ein ganzes Armee-Corps von 80000 Mann über die Schweizergrenze warfen und bei Pontarlier entwaffnet und in die Schweitz nach Bern und überall verlegt, verpflegt und von Schweizersoldaten bewacht wurden. Bis mitte Merz.

1871 als der Krieg beendet, konnten dieselben wieder Heim ziehen. Kaiser Napoleon II wurde gestürzt und verbannt. Seitdem ist nun Frankreich eine Republik

[Seite 74 oben]
Im Waldhaus erschlug der Blitz am Morgen zwei Knechte des Schwagers Wälti beim Grasen.

[Seite 78 oben] Aber als Lebenserinnerungen hat so eine Familie welche beinahe ein Jahrhundert auf dem gleichen Hof gelebt hat, wie die Familie Appenzeller hier auf diesem Hof zu Otterbach gelebt hat. So gäbe es hier noch manches zu erzählen was mir Grossvater Grossmutter Vater und Mutter und ich selbst erlebet habe, in der -Familie in gesunden und kranken Tagen

[Seite 79]

Das kann und will ich hier nicht alles erzählen. Nur das, wenn ich auf die Ezzählungen und Erlebnisse ...[Text fehlt]...sind da nicht bloss, für zahllos politische und kriegerische Ereignisse vorübergegangen und noch mehr, welch grossartige Veränderungen habe nur ich in diesem Jahrhundert erlebt auf allen Gebieten der Wissenschaft der Kunst-Technick [Seite 80] welche ich aufsteigen sah, welche aber auch in anderer Weise als jene Ereignisse aber nicht weniger mächtig auf das Leben des Einzelnen ,wie der Völker eingewirkt haben und noch weiter wirken. Zur Zeit meines Vaters Geburt vor loo Jahren verstand man die Dampfkraft noch nicht, die Elektrizität zu benutzen, wusste man nichts von einer allgemeinen Schulbildung. War die Sprache den Massen des Volkes nicht zugänglich.

[Seite 81 oben]

Die Land-und Hauswirtschaft wie auch sonst alle Gewerbe standen noch ganz auf einer niederigen Stufe, auch die Verkehrsstrassen waren im allgemeinen noch schlechtunterhaltene Wege, beinahe zu Zeiten unfahrbar.

Auch die regelmässig Postverbindungen waren nur so in den grösseren Städten geordnet. Wie anders sieht es heute aus! Mächtige Dampfschiffe durchziehen heute die [Seite 82 Oben] Meere nach allen Ländern und Himmelsgegenden. Ebendo die Lokomotiven durchziehen das feste Land in allen Richtungen und auf alle Berge und durch viele Bergwiesen so zum Beispiel durch den Gotthard, Mont Cenere, Simplon u. s. w.

[Fortsetung Seite 82. Mitte]

Durch den Kupferdraht sprechen wir heute mit weit entfernt wohneten Bekannten und Handelstreibenden. Das alles und noch mehr hat dieses Jahrhundert geschaffen.

[Seite 83 oben]

Immer noch sind neue Werke im entstehen. So zum Beispiel wurde in diesem Jahr 1889 eine neue Bergbahn auf den Pilatus-Berg eröffnet. In diesem Jahr am 31.Oktober 1889 wurde auch die neue Bahn von Huttwyl-Langenthal eröffnet.
An dieser Eröffnungs strab plötzlich beim Banket, von einem Schlaganfall gerührt Hl [ehrbarer] Regierungsatthalter Affolter in Trachselwald

[Seite 85 Oben]

1889 am 12. Dec. Legte ich das Amt eines Zuchtstierinspektors nieder. Ich gab das Entlassungschreiben und den Brand dem Notar Herrmann als Amtsverweser ab.

[Seite 87 Mitte]

Mit dem Neujahr trat auch das Grippen-Fieber Influenza in fast ganz Europa fast überall mehr oder weniger heftig auf bis [?]

[Seite 88 ganz unten ]

Heute wurde Ulr. Bärtschi im Bifang in Rüegsauschachen in den Grossen Rat gewählt. Affoltern 86 Stimmen, Lützelflüh 308, Sumiswald 214 [?], Rüegsau 152 / total 541 [?]

[Seite 9o ganz unten]

1890 Hornung am 1. Heute Schuhlhausbau Commision in Affoltern.

[Seite 91 Oben]

Ich erhielt einen Brief von meinem Bruder Fritz aus Amerika.
Heute wurde der neue Schulhausbau in Affoltern dem Zimmermeister Hans Käser vergeben um Franken 37000. Das alte übernimmt er um 6000, zahlbar 31000.-

[Seite 96 Oben]
27. Febr 1890 Wir schlachteten heute unser Schwein

Samstag.1.Merz: Lüderen Alpgemeind Rechnung, in Sumiswald.

[Seite 97 ganz unten]
Samstag 8. März 1890: Heute musste ich dem Cassa.Verwltungsrath in Affoltern beiwohnen.

[Seite 99 ganz Unten]
Donstag 20. März Heute Hauptversammlung der Krankenhaus-Verwaltung Sumiswald

[Seite 101-Oben]
1890 Palmsonntag 30. Merz war ein schöner Tag, hell und klar wie man es gern hat.
Mittwoch am 2.April.1890. Examen in Affoltern

[Seite 103 oben]
Sonntag, 13. April. Bei schönem Wetter Schulfest in Affoltern

[Seite 103 Unten]

Heute den 16.4.1890 sääte ich den Flachssamen auf 2000 quadrat Fuss 1 Imi [?] im Zeichen des Fisch.
[erklärung von Zingg:
1 Quadratfuss= 3o/30 cm
40000 Quadratfuss= 1 Jucharte
2000 Quadratfuss= 1/20 Juch = 180 m2 nicht ganz 2 Aren
1 Imi = ¼ Mäss = 3.5 Liter
Man schaute sehr auf die Zeichen. Fisch: Zeichen guten schlanken Wachtums)

[Seite 104 oben]

Montag am 17.4. 1890 Schön, mild Wetter. Ich ging mit dem Krankenhausverwaltungsrath nach Ursenbach, Madiswil und zurück bis Häusermoos bis Sumiswald

[Seite106 oben]

28.4.1890 Pauline ging nach Burgdorf in den GemüsebauKurs.

[Unten]
2.Mai 189o Ich ging auf der Lüdern Alp zum Zweck verabschiedung der Wirtschaft.

[Seite 107]

Sonntag 4. Mai 1890 Heute Wahltag Gesamterneuerung des Grossen Rates Abstimmung über das [...] gesetz. Dieses Gesetz wurde mit 45'000 nein gegen 28'ooo Ja verworfen.

[Seite l08]
Freitag den 9.Mai 1890 Heute Sumiswaldermarkt

[Mitte] Samtstag 10 Mai 1890: Ich ging mit den zwei Tochtermännern Hess und Bracher auf die Landwirtschafliche Schule auf der Reute [Rütti]

[Seite 109 oben]
12. Mai 1890: Wir machten heute die grosse Eiche bei der Schattscheuer um für Schwellen zum neuen Schulhaus Affoltern.

[Mitte]
Ich musste heute an die March Commission auf dem Häusernmoos Abends an die Schulhausbaucommission nach Affoltern

[Seite 115 Unten]

Sonntag am 22.6. 1890 Schützenfest in Summiswald

[Seite 117 ganz unten]
Samstag den 5. Juli 1890: ich ging auf die Lüdern
[Seite 120]
Sonntag den 20. Juli 1890 Heute kam der Tochtermann Hess mit Familie zu uns

[Seite 121]
Freitag am 25.Juli 1890: Jakobstag Morgen bewölkt

[Seite 122]
Heute wurde der einzige Sohn des Ulrich Schär in der Weid beerdigt welcher ob dem Milchführen verunglückte

[Seite 122 unten]
Samstag am 2. August 1890: Heute wurde das neuen Schulhaus in Affoltern fertig aufgerichtet. Abends geregnet

[Seite 124]
[als Beispiel der unzähligenWettereinragungen]

Morgens bewölkt.vormittags aufheiternd,nachmittags schön warm es könnte noch geerndet werden. Heute mittags drohte auf dem Häusernmoos im Hause der Frau Jegerlehner ein Brandausbruch. indem zwei Knaben hinten auf der Heubühne Feuer machten konnte noch gelöscht werden.

[Seite 139 Mitte]
Sonntag am 7.Sept.1890: schön Wetter. Ich ging heute nach Rüegsau in die Predigt um den Pfarrer Muster zu höhren.

[Seite 132 mitte]
9.9.1890 (Freitag) Morgens bewölkt. Heute schön heiter Wetter. Wir hatten heut Gelegenheit ein hübsches Kadetenmanöver auf dem Häusernmoos anzusehen. Ausgeführt von Kadeten von Burgdorf und Huttwyl.
[Seite 133 unten]
Donstags25, 9.189o: Morgens bewölkt. Heute war die Vehzeichnung in Sumiswald Heute Abends hatte ich bald ein Missgeschick gehabt, indem mir abends auf dem Heimweg das Pferd scheute.

[Seite 134]

Letzte Eintragung

Gestorben ist Jakob Appenzeller [1911]

[In Affoltern nannte man ihn den "Kommandant“
In der Schrift "Gestalten“ von Dr. med. Willi Iff, Sohn des hiesigen Pfarrers, ist eine
Beschreibung des Chronisten "Der Kommandant".]